WIR-Stil
Der WIR-Stil entspricht einer inneren Haltung, die auf eine Überwindung von Dissonanzen und auf nachhaltige Synergie ausgerichtet ist. Zugleich beinhaltet er einige bewährte, auf dieser Seite beschriebene Umgangsweisen. Diese werden im TN miteinander angewendet, jedoch beim TN-Treffen nicht explizit unterrichtet. Wer sich diese Herangehensweisen für mehr Nähe, Konfliktlösung und Entscheidungsfindung - unabhängig von TN-Treffen - für den eigenen Alltag aneignen möchte, kann einfach das Seminar besuchen.
Das TN-Begegnungsforum ist also auch ein Rahmen für ein Selbst-Training in Kreiskultur und in synergetischen Team-Entscheidungen. Insofern setzt TN trotz aller Hilfestellungen in der Gruppe ein gewisses Maß an Selbstreflexion und persönlicher Integrität voraus. Es gilt die volle Selbstverantwortung, mit den eigenen Herausforderungen beim gemeinsam geübten, bedingungslosen Lieben umzugehen. Jede/r entscheidet selbst, wie tief sie/er in das Experiment einsteigen möchte. Grundsätzlich ist jede/r willkommen!
Wir üben im TN den WIR-Stil als Grundlage einer Willkommenskultur. Sie ist geprägt von einem diskussionsfreien Erfahrungsaustausch und einer auf Kritik verzichtenden Konfliktlösung (Zitat aus Idee).
Langfristig werden hier auf der Webseite noch neue Elemente einer Synergetischen Kommunikation integriert, die den Spirit des WIR-Stils auf komplexe Teamarbeit überträgt. Dabei werden auch strukturelle soziokratische Aspekte sowie die Erfahrungen des Inneren Rings mit der Auflösung von Dissonanzen im und mit Teams integriert, welche dann künftig auf unterschiedliche Talentefelder, Projekte und Firmen anwendbar sein werden.
Vorschau auf die Elemente der WIR-Stil-Kommunikation
Bei den „Erfühlungen“ (Begegnungsübungen) während der Kleingruppenarbeit bei den TN-Treffen bleiben wir wirklich beim Mit-teilen der eigenen Erfahrungen statt abstrakte Meinungen oder Konzepte von uns zu geben.
Bei Teamgesprächen werden alle Vorschläge in die Mitte eingebracht, bis sich eine kreative Lösung aus dem Höheren WIR ergibt. Jede Abwertung des Beitrags eines Anderen wird grundsätzlich vermieden inklusive der einengenden Ja-aber-Diskussionen (gegenseitige Erinnerung daran per „Huhu“).
Wir bemühen uns aktiv darum, jedem TN-Freund gegenüber Wohlwollen zu empfinden - auf der Basis der Eigenarbeit an den vier möglichen Projektionen, um sich einen anderen Menschen unsympathisch zu machen und dadurch aus dem Mitgefühl zu fallen.
Um auch im Konfliktfall in der Sympathie zum anderen zu bleiben, drängen wir ihm oder ihr nicht unsere Sichtweise oder unsere Empfindungswelt auf, sondern stellen uns auf seine/ihre „Landkarte“ ein, indem wir ausschließlich Fragen dazu stellen. Entweder erfragen wir seine (gemeint: auch ihre) Beweggründe, Einwände beziehungsweise Sehnsüchte, um ihn besser zu verstehen, oder aber wir fragen ihn, ob er uns einen bestimmten Wunsch erfüllen möchte, oder wenden als zuverlässige Friedensinitiative das TN-typische zuhörende „Konfliktlösungsmuster“ an, das ebenfalls eine Frage beinhaltet – nämlich danach, was der/die andere brauchen könnte oder genießen würde, anstatt in dasjenige Verhalten hineingetriggert zu werden, das dem Fragenden nicht angenehm ist.
Das Konfliktlösungsmuster und die kontemplative gemeinsame Entscheidungsfindung aus dem Höheren WIR entsprechen einer anspruchsvollen und prozessintensiven Art der Beziehungskultur, die in manchen Möglichkeiten über Ansätze wie GFK, Scott Peck oder soziokratisches Konsensieren hinausgehen. Dennoch ist es möglich, sich im Laufe der Jahre an diese Umgangsformen und ihre implizierte innere Haltung heranzutasten.
Die Grundhaltung der WIR-Stil-Kommunikation zusammengefasst:
Der komplette Verzicht auf Diskussionen, Kritik und ungefragtes Feedback sind natürlich oft anspruchsvollere Wege als sich sozusagen hintenherum über das TN (oder Teilnehmende) zu beschweren. Üble Nachrede umgeht jedoch die Entwicklung von Harmonie nach Synergie, die ganz natürlich immer erst einmal unterschiedliche Wahrnehmungen hervorbringt. Wir alle haben gelernt, dies als Konflikt oder Streit zu deuten und davonzulaufen, anstatt dies einfach wertfrei als „noch zu überbrückende“ Verschiedenheit der Wahrnehmungsposition zu betrachten. Wir alle sind daher aufgerufen, immer wieder die Herzverbindung miteinander zu suchen oder im Live-Kontakt zu erneuern, und Dissonanzen wie auch Anti-Synergien aus unserem Zusammensein hinauszuwerfen und somit das gesellschaftlich so verbreitete Prinzip „teile und herrsche“ außer Kraft zu setzen.
Die WIR-Stil-Kommunikation ist im aktuellen TN-Grundlagenbuch "Die Software der Seele" auf 20 Seiten zusammengefasst, die mit dieser Übersicht (S. 477) zu ihren wesentlichen Punkten endet:
Zuhören in Sympathie mit Fokus auf Ermutigung
Nachfragen, konkrete Wünsche und Konfliktlösungsmuster (KLM)
Kreiskultur mit Huhu-Signal bei Abwertung und thematischer Entgleisung
Feedback nur auf Anfrage oder im Team nach Vereinbarung
In Teams Entscheidung aus dem Höheren WIR
Elemente des WIR-Stils (Filme dazu siehe Vorträge "WIR-Stil-Kommunikation")
- "Huhu"-Signal: Für den Erfahrungsaustausch zum eigenen spirituellen Weg sind mitgeteilte subjektive Wahrnehmungen und Empfindungen wichtiger als theoretische Konzepte. Alle Erfahrungen werden in die Mitte gelegt ohne Bewertung und ohne Kommentierung der anderen Beiträge. Wird dieser Stil verlassen, darf dies von jedem Kreisteilnehmer mit "Huhu" angezeigt werden, der es subjektiv für nötig hält. Dieses Feedback ist kein Stop-Signal, sondern ein Achtsamkeits-Stupser - weg vom Schlussfolgern, Konzipieren oder Bewerten und zurück zum erlebnisbezogenen Mitteilen eigener Erfahrungen. Auf den Bildern verbindet sich das verbale "Huhu" mit einem kurzen Winken.
- Ausrichtung auf Ermutigung: Manche Übungen ("Erfühlungen") auf den TN-Treffen sind auf gegenseitige Stärkung ausgerichtet. Es gilt, das Potenzial im anderen zu sehen, anstatt Probleme zu analysieren oder zu vergleichen (zwischen früher und jetzt: "Du bist inzwischen viel flexibler geworden!"). Wir alle wachsen durch Ermutigung viel mehr als durch kritische Hinweise auf Fehler oder durch Ratschläge. Damit Rat-Schläge nicht erschlagen, sollten sie deshalb nur auf Anfrage gegeben werden. Generell kann ich von und mit jedem Menschen etwas lernen und könnte ihm das auch ermutigend sagen. Entwickle ich dennoch eine Abwehr gegenüber einem anderen Teilnehmer oder Mitmenschen, liegt das immer an meinen eigenen negativen Projektionen. Die vier dafür verantwortlichen Projektions-Filter (Übertragung, Spiegelung des eigenen Problems, Neid, ambivalenter Kontext) sind im TN-Grundlagenbuch "Die Software der Seele" (S. 143-147) in ihren Wahrnehmungsstrukturen beschrieben. Wenn mir also jemand grundsätzlich unsympathisch ist, liegt es daran, dass ich ihn mir unsympathisch mache. Diese Sichtweise führt in die Selbstverantwortung hinsichtlich meiner eigenen Erfüllung im Lieben. Außerdem wird dadurch ein Feld des Wohlwollens aufgebaut, das fremdenergetische Störungen hinausschiebt und in dem miteinander auch viel gelacht wird. Wir erinnern uns an unsere heitere Essenz als Seelengemeinschaft.
- Fragen: Es gibt immer eine wohlwollende Formulierung, um subjektiv befremdliche Verhaltensweisen oder Beiträge des anderen erst einmal zu hinterfragen: "Was ist Dir daran wichtig?", "Was sind Deine Erfahrungen hinter Deiner Herangehensweise?", "Wie geht es Dir damit / dabei?". Der dadurch gewonnene Blick auf die innere "Landkarte" des anderen ermöglicht es, sich auf seine subjektive Wahrnehmung einzuschwingen und ist damit der größte Beitrag zum Frieden. Drüberhinaus ist die ehrlich gemeinte Frage "Wie geht es Dir?" in Freundschaften zusammen mit empathischem Zuhören das größte Geschenk an Nähe, das wir dem anderen machen können.
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Verzicht auf Diskussion: Gesellschaftlich sind wir alle enorm trainiert, "Ja, aber" zu sagen. Es wird angenommen, dass wir damit den anderen um die eigene Sichtweise bereichern. Dies ist jedoch - wie alle spirituell ausgerichteten Kommunikations-Trainer bestätigen - ein Irrglaube. Die archaische Reaktion auf ein "Ja, aber" ist bei nahezu jedem Gegenüber, die Luft etwas anzuhalten und mit stockendem Atem die eigene Landkarte zu verteidigen (denn sonst haben wir ja keine mehr!). Bei Diskussionsansätzen mit einer "Ja, aber"-Reaktion darf mit einem "Huhu" wieder in den gegenseitigen Zuhör-Raum der Kreiskultur einladen werden. Es ist ohnehin immer ein Teilnehmer "am Ball" und die anderen hören zu, bis der Ball weiterwandert (siehe Foto). Unter Verzicht auf Diskussionen sammelt sich der ganze vielfältige Reichtum aller Beiträge und Wahrnehmungen in der Mitte (was die bunten Blumen symbolisieren).
- Wünsche statt Kritik: Kritik an anderen TN-Freunden darf sofort mit "Huhu" ausgebremst werden, weil Kritisieren im Grunde genommen einen versteckten, aber nicht wohlwollend formulierten Wunsch an den anderen darstellt. Dies gilt auch für die Abwertung nicht anwesender Dritter (üble Nachrede). Wir wollen vermeiden, den anderen als Projektionsfigur des eigenen inneren Unfriedens zu missbrauchen. Kritik sollte im TN daher nur behutsam eingesetzt werden, wenn jemand explizit um Beratung und um Feedback im Sinne eines Wahrnehmungsabgleichs bittet. Üben wir uns daher im Rahmen des Transformalen Netzes darin, Kritik am Verhalten des anderen zu vermeiden und das, was wir statt dessen gerne hätten, als konkreten Wunsch an ihn einzubringen!
- Das KLM (Konfliktlösungsmuster) ist ein souveräner, selbstverantwortlicher und friedvoller Weg, der die Landkarte des anderen einbezieht und auf diese Weise Beziehungsstörungen nachhaltig ausräumt. Das KLM eignet sich für das Finetuning in enger Teamarbeit, in nahen Freundschaften und in der Partnerschaft. Derjenige, der sich wegen des Verhaltens des anderen verletzt oder enttäuscht fühlt, übernimmt die volle Verantwortung für diese Störung und versteht sich als Lernender am (weiterhin zugestandenen!) Sosein des Anderen. Daher wendet sich der Betroffene seinem Gegenüber liebevoll zu und spricht ihn folgendermaßen an: "Hast Du Lust, mich mal zu beraten oder mir ein Feedback zu geben, zu einer Situation, in der ich mit Dir dazulernen will?". Nur wenn gerade dafür ein guter Moment ist und der andere dies Einladung entspannt bejaht, fährt er fort: "Neulich war die Situation X (EIN Moment mit dem Verhalten des anderen) und das löste bei mir das Gefühl Y (kurz EIN Gefühl) aus. Hast Du eine Idee, was ICH (zuvor) tun kann, um etwas anderes bei Dir auszulösen?". Nun kann der Gefragte eine Bedienungsanleitung für sich selbst geben: "Mir hätte es geholfen, wenn Du..." oder "Für mich hätte es einen Unterschied gemacht, wenn Du...". Sowohl seine kreativen Ideen als auch der beidseitige Vertrauenszuwachs schaffen viel Nähe. Mit dem KLM können alle Konflikte, die sich weder für das Hinterfragen befremdlicher Reaktionen, noch für Wünsche eignen, bereinigt werden. Dann noch verbliebene Unsympathien, die sich nicht auf konkrete Situationen beziehen, haben mit den bereits genannten vier Projektions-Filtern zu tun und können eigenverantwortlich unabhängig vom anderen erkannt und transformiert werden.
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Beengelung: Manchmal wählen Konfliktpartner für den KLM-Prozess je einen TN-Freund als unterstützenden "Engel" aus. Die Engel helfen dann zum einen dem Lernenden bei der endgültigen Bereinigung der Konfliktsituation ohne Vorwurf an sein Gegenüber und zum anderen den Konliktpartner, entspannt zu bleiben. Genauso kann eine Konfliklösung mit Unterstützung von zwei Engeln auch für das Finden von Fragen und konkreten Wünschen stattfinden, wenn die Beteiligten sich emotional zu aufgeladen fühlen, um auf Anhieb wohlwollende Formulierungen zu finden. Bleiben wir offen für die rein menschliche, gleichwertige Herz-zu-Herz-Begegnung und damit den gelingenden Wahrnehmungsabgleich unserer subjektiven Landkarten. So werden Dissonanzen und Spaltkräfte ausgehebelt und die WIR-Synergie miteinander ist „unabwendbar“.
Zusammenfassung
Die WIR-Stil-Kommunikation ist im Wesentlichen auf das Zuhören ausgerichtet. Das WIR kommt nicht dadurch zustande, dass ICH meine Empfindungswelt und Wahrnehmung dem Anderen überstülpe und damit meine innere „Landkarte“ derjenigen des Anderen vergleichend entgegenhalte, sondern dadurch, dass ich statt dessen auf die seinige blicke. Nur aufgrund dieser Wahrnehmungserweiterung ist es möglich, die Erfahrungen und Sichtweisen des Anderen zu erfassen und gegebenenfalls daran anzuknüpfen. Dieses Interesse am DU lässt von dort aus einen gemeinsamen Nenner im WIR entstehen - im Sinne nachfragender Beziehungsgestaltung (Befremdliches hinterfragen, Wünsche, KLM). Das ICH muss dabei nicht aufgegeben werden, sondern erfährt eine Erweiterung durch das zuhörende Nachvollziehen anderer Sichtweisen bis hin zur Inspiration aus dem gemeinsamen Höheren WIR auf der Basis aller unterschiedlichen eingebrachten Wahrnehmungen (Vgl. ICH-DU-WIR-Entwicklung im Zusammenhang mit der Willkommenskultur auf Seite 312 im TN-Grundlagenbuch).